Ist es Zufall, dass zwei der wohl besten europäischen Jazzmusiker, der Sarde Paolo Fresu und der Schwede Jan Lundgren, zusammengefunden haben? Mitnichten, denn die Zusammenarbeit der beiden Musiker ist ebenso beeindruckend wie auch gewagt.
„Paolo Fresu ist einer der virtuosesten und weltbesten Trompeter in der aktuellen Jazzszene“, so Peter Wirtz von den Walder Theatertagen. „Schon an seinen ersten Tönen erkennt man diesen Trompeter. Seit über vier Jahren versuchen wir ihn nach Solingen zu bekommen, und nun können wir unserem Publikum ein außergewöhnliches Konzert in der Walder Kirche präsentieren: Paolo Fresu spielt gemeinsam mit Jan Lundgren!“
Als das Album Mare Nostrum 2007 erschien, waren sich die Kritiker weltweit einig, dass Paolo Fresu, Jan Lundgren und Richard Galliano ein großer Wurf von zeitloser Schönheit gelungen war. Das war das Ergebnis einer symbiotischen Allianz dreier Ausnahmemusiker, die trotz unterschiedlicher Herkunft und unterschiedlicher Instrumentenfamilien gemeinsame musikalische Ideen zu einem Idealklang bündelten. Nun geht es für Fresu und Lundgren darum, dies zu zweit zu bewerkstelligen. Die Voraussetzungen sind indes nach wie vor ideal:
Beide sind begnadete Melodiker, beide streben seit jeher danach, die Grenzen des Jazz zu erweitern, beide sind dabei im nationalen musikalischen Erbe fündig geworden. Und für beide spielt das Meer ihrer Heimat mehr als eine symbolische Rolle, es ist eine mentale Inspirationsquelle, die für das Reisen, den Austausch, die Weite steht.
„Wer sich zu zweit auf die Bühne wagt, liefert neben Musik auch sein Psychogramm ab.“ Schrieb der Jazzmusiker und Journalist Michael Naura Anfang der 1990er-Jahre Im Duo zeige sich der Mensch „wie unter einer Lupe“. Denn ein Duo ist nicht nur die kleinstmögliche, intimste Form des Miteinander-Musizierens, es ist – vor allem im Jazz als im Moment entstehende, improvisierte Musik – auch das größte Wagnis.
Paolo Fresu knüpft mit seinem warm klingenden Flügelhorn, wie mit der gestopften Trompete, an die großen lyrischen US-Bläser der 1940er und 50er Jahre an.
Jan Lundgren entdeckte den Jazz eher zufällig Ende der 1980er-Jahre. In Windeseile absorbierte er die komplette Pianojazztradition von Oscar Peterson, Erroll Garner zu Bud Powell oder Bill Evans und eignete sich wie kaum ein anderer europäischer Jazzpianist seiner Generation profunde Kenntnisse des Great American Songbook an. Diese Freiheit des musikalischen Denkens, eine auf der Kenntnis der Tradition fußende Innovationsfreude und die Fähigkeit, unterschiedlichste Musikeinflüsse harmonisch zu einem faszinierenden Ganzen zu vereinen, verbindet Lundgren mit Fresu.
Das Publikum darf sich auf zwei europäische Musiker der Extraklasse freuen.